Sich nicht verabschieden zu können, wenn ein lieber Mensch geht, kann zur schweren, manchmal auch zu einer bleibenden Last werden. Doch welche Wort fallen uns zu, sollten uns zufallen, wenn wir die Gelegenheit dazu haben?
Ich las vor einiger Zeit online in einem Magazin einen Artikel (leider kann ich ihn nicht wiederfinden), der auf diese Frage (und einige andere sicherlich auch) eine Antwort hatte oder zumindest einen Vorschlag dafür: Mit den 11 Worten, wie sie auf der Karte zu lesen sind, wäre erstaunlicherweise oftmals das Wesentliche gesagt. Tatsächlich:
- Jede Beziehung zwischen Menschen, und sei sie noch so liebevoll, bringt Reibungen mit sich. Kann ich wissen, was mein Gegenüber daraus immer noch an ungeheilten Verletzungen in sich trägt?
- Jede Beziehung zwischen Menschen, und sei sie noch so liebevoll, lebt auch davon zu zeigen, wie dankbar man für das bisher Erhaltene ist – vor allem, wenn der andere zu verzeihen bereit ist.
- Jede Beziehung zwischen Menschen, und sei sie noch so liebevoll, geht mit Ungesagtem einher. Kann ich wissen, ob der andere meiner Zuneigung, meiner Liebe gewiss ist?
Ich kann mir vorstellen, dass diese 11 Worte aus dem Mund des Zurückbleibenden auch dann, wenn deren Beziehung nicht immer von gelebter Liebe geprägt war, eine Handreichung bedeutet, die Frieden für beide nach sich zieht.
In diesem Sinn kommt eine Seite der Karte in der Farbe der Weisheit des Herzens und die andere Seite in der Farbe der bedingungslosen Liebe des Herzens.
Versionen
Bei den beiden Versionen A und B sind die beiden letzten Zeilen zueinander vertauscht.
Version B ist – wenn man so möchte – die „optimistischere“ von beiden, denn der Bitte um Verzeihung darf sogleich ein „Danke“ folgen. In Version A schließt die Danksagung hingegen die Hinwendung als Ganzes ab.
Wurzeln
Der Text hat Wurzeln in traditionellen Verfahren der Hawaiier zur Aussöhnung und zur gegenseitigen Vergebung insbesondere in familiären Zusammenhängen.
Die „11 Worte“ selbst werden auch als Werkzeug betrachtet, eine Aussöhnung mit und ein Vergeben für sich selbst zu praktizieren, um dann auch kein Quell mehr für Streit im außen zu sein.
Vorwort zu ›Zeugnis des Lichts‹
Der ›heiligste‹ Ort in meiner Buchhandlung war zweifellos der vor dem Regal mit den Büchern zu den Themen Sterben und Tod. Besucher, die nach ihm gesucht und ihn aufgespürt hatten, interessierten sich meist nicht für all die anderen Angebote, sondern verweilten hier, um in den Büchern zu blättern, in ihnen zu lesen und nachzuspüren, ob ein positiver Widerhall auf all ihre Fragen und nicht selten auch auf all ihren Kummer zu vernehmen wäre.
Die Pflege des Sortiments, was dieses Thema anging, lag mir besonders am Herzen. Es gab auf unserer Internetseite auch eine kleine Literaturliste mit entsprechenden Buchempfehlungen. Eines Tages kam per E-Mail eine Bestellung von »Zeugnis des Lichts«, einem Klassiker der Literatur über das ›Leben nach dem Tode‹. Noch am selben Tage im Newsletter der Buchhandlung ausführlicher vorgestellt, folgten etliche weitere Bestellungen, darunter auch eine aus einer Naturheilpraxis, die das Buch für einen Patienten wünschte. Doch leider stellte sich heraus, dass das Buch vergriffen und eine Neuauflage beim Anthos Verlag, der den Titel ein Vierteljahrhundert lang unermüdlich herausgegeben hatte, nicht mehr möglich war.
Also versuchte ich, den Rechteinhaber ausfindig zu machen, zuerst bei Random House in München, dann in England, wo ich schließlich bei Ebury (»We are the right contact!«), einem Verlagshaus aus der Random House Group Ltd, fündig wurde. Sollte es möglich sein, als Klein(st)verleger mit einem der größten Verlagshäuser der Welt handelseinig zu werden? Es sollte, denn nach einer freundlichen und ganz unkomplizierten telefonischen Verhandlung durfte ich beglückt feststellen, dass ich nunmehr das Recht innehaben sollte, »Zeugnis des Lichts« in deutscher Sprache zu veröffentlichen.
Als weiterer glücklicher Umstand kam hinzu, eine fachkundige und berufene Übersetzerin zu kennen, die bereit war, den Auftrag zur Neuübersetzung des Titels kurzfristig anzunehmen. Dabei stand mit im Vordergrund, die von einer christlich-theologischen Vorstellungswelt geprägte Sprache des Originals für eine – nicht notwendigerweise entsprechend ausgerichtete – heutige Leserschaft verständlicher und klarer zu machen. Die Umschlaggestaltung erbat ich von einer Agentur, die auch schon für die Buchhandlung sehr erfrischende und aussagekräftige Arbeiten vollbracht hatte.
Die Herausgabe des Buches brachte es mit sich, den Text sehr genau – am Ende Wort für Wort – kennen zu lernen, wozu einem Buchhändler gewöhnlich die Zeit fehlt. Ich bewunderte immer mehr die Klarheit der Darstellung (nicht nur angesichts des ›Übertragungsweges‹, nämlich dem telepathischen Kontakt der jenseitigen Autorin Frances Banks mit der hellhörig veranlagten diesseitigen ›Skribentin‹ Helen Greaves) und empfand tiefen Respekt vor der Ehrlichkeit (und auch Unbekümmertheit), mit der Frances ihrem Leben und dessen Spuren in sich selbst nachforschte und gegenübertrat.
Die Aufzeichnungen enthalten nicht nur viele berührende Episoden aus Frances‘ Wirken in einem Empfangs- und Genesungshaus für Neuankömmlinge im ›Jenseits‹. Sie beschreiben uns zugleich auch sehr offen und humorvoll den Entwicklungsweg, den Frances nach ihrem Leben als Ordensschwester auf der Erde in ihrer Lichtheimat weiterverfolgen und auch neu entdecken konnte. Ich bin sehr froh, dass dieses Buch auch bei uns wieder seinen Dienst zum Troste und zur Beratung von Menschen tun kann, die sich mit dem Sterben und mit dem Tod auseinandersetzen möchten (was – wie Frances Banks vielleicht ergänzt hätte – auf eine Auseinandersetzung mit ›Leben‹ hinausliefe).
Nun soll sogleich das »Zeugnis des Lichts« folgen, welches Frances Banks mit Helen Greaves großartiger Hilfe auf zielstrebigste Weise abgelegt hat. Ihm vorangestellt ist das Kapitel »Besuch von Frances«, in dem Helen Greaves schildert, wie der telepathische Kontakt dafür zwischen ihnen hergestellt wurde. Die biographische Einführung zu Frances Banks mit Ergänzungen, die ich von heutigen Mitgliedern der Grahamstown Community erhalten habe, sowie das Vorwort aus der englischen Originalausgabe wurden in die Anhänge übernommen. Auch ein Verzeichnis der Episoden, aus denen sich die Mitteilungen im Einzelnen zusammensetzen, eine Kurzbiographie von HelenGreaves sowie eine kleine Liste editorischer Notizen sind dort zu finden.
Christian Blöss
Berlin, Februar 2009